Berichte von 11/2022

Mittwoch, 30.11.2022

cameron highlands

Hallo zusammen, da ich bereits zwei Mal meine Erfahrungen in den Cameron Highlands ausführlich verschriftlicht habe und sich der Text beide Male gelöscht hat, habe ich mental aufgegeben und werde nur Bilder hochladen und den wichtigsten Kontext dazu schreiben. Viel Spaß :) 



Nisa und ich haben den 27.11 mit unterschiedlichen Aktivitäten verbracht. Ich besichtigte eine Erdbeerfarm und eine Teeplantage, habe mich zwischendurch ein wenig in den Teefeldern verlaufen, aber durch Hilfe der super super super ! netten, hilfsbereiten und ausnahmslos gutherzigen Einheimischen bin ich doch noch irgendwie zuhause angekommen. 
Malays sind mir überdurchschnittlich positiv in Erinnerung geblieben, was man definitiv auf die muslimische Kultur zurückführen kann. 

Da ich mehr und mehr merkte, dass sich meine Art des Reisens und meine Weltanschauung von Nisas unterscheidet, beschlossen wir nach ein paar Meinungsverschiedenheiten einen letzten gemeinsamen Tag zu verbringen und danach getrennte Wege zu gehen. Wir sind im guten auseinander gegangen und haben auch immer noch Kontakt, für mich wurde es einfach Zeit, mich neu zu orientieren und unabhängig von einer anderen Person zu entscheiden :) 

Wir besichtigten also am nächsten Tag (30.11) zusammen eine Schaffarm und eine Teeplantage. 


 

Freitag, 25.11.2022

Kuala Lumpur

Mein ursprünglicher Flug von Hanoi nach KL um 8 Uhr wurde abgesagt, was ich leider erst am Flughafen in Hanoi erfuhr. Der Ersatzflug ging erst 7 Stunden später, was aber gar nicht schlimm war, denn so konnte ich nochmal eine Runde schlafen (die Bänke im Flughafen waren zwar weniger bequem, aber besser als nichts) und ich hatte Zeit, mich schon einmal über Reiserouten in Malaysia zu informieren.

Der Flug war ein wenig turbulent, aber lange nicht so schlimm wie die Bootsfahrt damals in Thailand von Koh Samui nach Koh Tao, also alles nicht dramatisch. Ich habe Nisa am Flughafen in KL wiedergetroffen, denn wir haben unsere Reisezeiten aneinander abgestimmt, um zusammen weiterreisen zu können. Wir fuhren mit dem Taxi 45 Minuten in die Innenstadt zu unserer Unterkunft, aßen in einem Restaurant um die Ecke für 2,50€ zu „Abend“ (es war schon 0:30 Uhr) und gingen ins Bett.

Am nächsten Tag frühstückten wir in einem leckeren indischen Imbiss für 8 Ringgit pro Person (1,72€), gaben unsere dreckige Wäsche in einer Wäscherei ab (7 Ringgit) und fuhren zu einem Vogelpark.

KL ist eine sehr saubere, gepflegte und moderne Stadt. Sie ist leise (es wird nur in Gefahrensituationen gehupt) und es gibt ein perfekt ausgebautes Verkehrsnetz, sowie Bürgersteige. Wow!! Für eine Fahrt mit dem Skytrain zahlt man zwischen 22ct und 90ct und man kommt quasi überall hin.

Es war sehr schön, im Vogelpark durch ein wenig Natur zu schlendern, nach all den Großstädten.


Anschließend fuhren wir nach Chinatown und liefen dort durch die Fußgängerzone, welche aus einem Markt bestand. Es war ein komisches Gefühl, laufen zu können, ohne von allen Seiten angesprochen zu werden. Man hatte sogar die Möglichkeit, an einem Stand stehen zu bleiben, sich etwas anzuschauen und danach weiterzugehen, OHNE bequatscht zu werden und jemanden abwimmeln zu müssen, was ein außergewöhnliches Gefühl war. Ich fühlte mich sehr wohl. Ich kaufte mir Crocs für 25 Ringgit (5,37€), da ich ein paar Schuhe benötigte, die ich problemlos an regnerischen Tagen anziehen konnte und wir aßen eine leckere Nudelsuppe für 8 Ringgit (1,72€).

Allgemein ist das Essen in Malaysia sehr billig und lecker und die Leute sprechen sehr gutes Englisch. Ab und zu wurden wir angesprochen und gefragt, woher wir kamen, aber die Leute fragten aus reinem Interesse, ohne Absicht uns etwas verkaufen zu wollen.

Wir nahmen den Skytrain für 1,80 Ringgit (39ct) zum KL City Center Park, in dem man einen sehr coolen Blick auf die berühmten Zwillingstürmen hatte. Es gab sogar einen großen Teich mit einer musikalisch begleiteten Wassershow. Anschließend tobten wir uns noch auf dem riesigen Spielplatz aus, aßen zu Abend für 10 Ringgit pro Person (2,12€).

Am nächsten Tag holten wir nach dem Frühstück unsere Wäsche ab und fuhren zum Bahnhof, wo wir einen Zug (für 10 Ringgit) zu den Batu Caves nahmen. In den Batu Höhlen sind hinduistische Tempel, die man besichtigen kann, wenn man fit genug ist, um die 200 Stufen zu den Höhlen zu erklimmen. Am Fuße der Treppen trafen wir auf meinen Ernstfeind: Affen. Zwar achteten wir immer darauf, genug Abstand zu den teuflischen Tieren zu halten und diese nie aus dem Auge zu lassen, aber wie beobachten mehrmals, wie sie anderen Touristen Essen, Handys und andere Gegenstände aus den Taschen (oder manchmal auch ganze Taschen!) stahlen.


Danach fuhren wir wieder zurück in die Innenstadt und wollten den Ecoforestpark besichtigen, der hatte jedoch leider wegen Gewitterwarnungen schon geschlossen. Es gewitterte ab und zu heftig, aber nach 30 - 40 Minuten beruhigte es sich meistens wieder. Per Zufall fanden wir das „upside down house“, wo wir ein paar coole Bilder machen und vor dem Regen flüchten konnten.

Danach ging es zum Decathlon, den ich am Vorabend in der Nähe der Zwillingstürme erspäht hatte. Ich kaufte neue Packbeutel für meine Klamotten, einen Kulturbeutel und neue Socken, was dringend nötig war, da meine Socken nach und nach verschwanden. Für Nisa gab es eine Sonnenbrille, Mikrofaserhandtücher und eine Regenjacke. Die Shoppingmalls und viele Ecken der Stadt waren weihnachtlich dekoriert, jedoch ist bei 30 Grad Celsius noch keine Weihnachtsstimmung aufgekommen. Mein Zeitempfinden ist seit Juli stehengeblieben, da ich quasi im endlosen Sommer lebe. Auch der Fakt, dass in ein paar Tagen der Dezember begann, war für mich surreal.

Am 27.11 wollten wir die Nationalmoschee besuchen, welche jedoch für nicht muslimische Touristen geschlossen war, also gingen wir in ein Museum der Kolonialgeschichte. Malaysia wurde von 1511 bis 1963 von den Portugiesen, Niederländern und Engländern besetzt, was man immer noch an den Gebäuden in vielen Städten erkennen konnte. Kurz nachdem wir das Museum verließen fing es an heftig zu Gewittern, weswegen wir uns in ein Café retteten und den Rest des regnerischen Tages dort verbrachten.

Am Vormittag des nächsten Tages besichtigten wir die Nationalmoschee und stellten ein paar Fragen über den Islam an eine australische Muslimin namens Kirsty, welche dort arbeitete und für alle Fragen offen war und uns viele Dinge erklären konnte. Insgesamt unterhielten wir uns für fast zwei Stunden mit ihr und ich hätte gerne noch länger mit ihr geredet, hätten wir nicht um 12 Uhr einen Bus in die Cameron Highlands gebucht. Das Gespräch war sehr interessant und hat mir einige positive Seiten des Islams gezeigt, die in europäischen Medien oder in meinem Ethikunterricht nicht thematisiert wurden. Zwar stimmt meine Weltanschauung in bestimmten Punkten nicht mit dem Islam überein, aber es hat mir einen tieferen Einblick in die malaysische Kultur ermöglicht.

Die sechsstündige Busfahrt (9€) in die Cameron Highlands verlief unproblematisch, die Busse in Malaysia sind sehr luxuriös, die Sitze sind breit, es gibt Steckdosen und WLAN, man hat mehr als genug Fußraum und die Klimaanlage ist nicht allzu kalt. Manchmal ist sogar ein Massagegerät in den Sitz integriert!! Nach unserer Ankunft aßen wir nur noch zu Abend und fielen ins Bett.

Montag, 21.11.2022

Ho Chi Minh

Hallöchen, da ich mal wieder ganz schön hinterher hänge mit dem Blog, hier nur eine Kurzfassung von Ho Chi Minh.

Wir besichtigten den Ben Tanh Market, welcher eine riesigen Markthalle mit Waren bis unters Dach ist. Die Gassen zwischen den einzelnen Ständen sind ungefähr 80cm breit und da die Leute gutes Verkaufsenglisch sprachen, durfte man nicht länger als 1,5 Sekunden stehen bleiben, sonst war es schwierig, die Verkäufer wieder abzuwimmeln.

Abends machten wir uns „schick“, sofern es unsere begrenze Klamottenauswahl zuließ und besichtigten ein teures Restaurant im 75. Stock eines Wolkenkratzers. Natürlich stachen wir heraus, zwischen all den Businessfrauen und Männern, aber wir wurden trotzdem freundlich und respektvoll behandelt. Wir bestellten das billigste auf der Speisekarte:

Ein teures, aber leckeres Spiegelei.

 

Am nächsten Tag gingen wir auf den Ben Tay Market, ein untouristischer Markt in Chinatown. Dort hat man uns leider nichts verkaufen wollen, aus unerklärlichen Gründen. Die Leute schauten uns nur mit bösen Gesichtsausdrücken an und auf die Frage, warum uns nichts verkauft wurde, wollten sie nicht antworten, also verließen wir den Markt wieder.

Am Nachmittag besichtigten wir die berühmten Cu Chi Tunnel, welche im Vietnamkrieg den Vietnamesen zum Sieg verhalfen. Die Tunnel waren zwar nur 15km von der Stadt entfernt, jedoch dauerte die Fahrt dorthin 2 Stunden, aufgrund des Verkehrs. Bei der Führung wurden uns die Tunnel und verschiedene Kriegswaffen gezeigt und erklärt, wie diese eingesetzt wurden. Es war zwar sehr interessant, aber wir hatten den Eindruck, dass die Berichterstattung sehr einseitig war. Es war eher ein „schaut, wie schlau unsere Leute waren, was für tolle Waffen sie erschaffen haben und wie gut diese getötet haben“, was in gewisser Weise stimmt, da es wirklich sehr beeindruckend ist, wie sich die Vietnamesen mit ihrem 200km langem Tunnelsystem und mit lokalen Ressourcen gegen die Militärmacht USA verteidigen konnten, aber wie grausam der Krieg war, wurde in keiner Weise herübergebracht. Dennoch definitiv eine Erfahrung wert. Die Tunnel, durch die wir krabbeln durften, waren ca 1,10m Hoch und 60cm breit. Sie wurden zwar für Touristen vergrößert und das Luftsystem wurde optimiert, trotzdem war es schwer zu atmen und beängstigend, durch die Tunnel zu krabbeln.

Am 23.11 besichtigten wir das Kriegsreste Museum, was nichts für schwache Nerven war. Es wurden grausame Geschichten und Bilder vom Umgang mit Gefangenen, Folter, Kriegsverbrechen, Massenhinrichtungen und Folgen des Agent Orange Gases ausgestellt. Ich konnte die Bilder nicht lange auf mich wirken lassen, ohne Tränen in die Augen zu bekommen, auch die Berichte zu den Bildern waren erschütternd. Wenn man sich im Raum umgeschaute, sah man überall schockierte und traurige Gesichter. Ich werde vom Museum keine Bilder anfügen, aber wer diese trotzdem sehen möchte, kann mir schreiben oder ich kann sie euch zeigen, sobald ich zuhause bin. :)

Anschließend aßen wir in einem Restaurant in der Nähe unserer Unterkunft zu Mittag, was jedoch sehr lange dauerte, weswegen ich es mir einpacken lassen musste. Es war nämlich Zeit zum Abschied nehmen, denn für mich ging es zum Flughafen, weiter nach Malaysia. Meine Reise durch Vietnam hat nicht allzu gut angefangen, wurde aber immer schöner und ich habe das Land trotz den ganzen ewig langen Busfahrten und dem holprigen Start ins Herz geschlossen.

Montag, 14.11.2022

Ninh Bình

Am 11. November kamen wir abends, nach ca 7 Stunden im Schlafbus, in Hanoi an und liefen zu unserer Unterkunft, die in der belebten Innenstadt lag. Das „Box Hotel“ machte seinem Namen alle Ehre, denn unser Zimmer bestand nur aus Bett. Die zwei Quadratmeter waren zwar eng für drei Leute, aber für zwei Nächte machbar.

Am nächsten Tag machten Leonie und Pauline eine Tagestour zur Halong Bucht. Da ich diese bereits gesehen habe und mir das Geld sparen wollte, verbrachte ich meine Zeit anderweitig. Ich besichtigte das Gefängnismuseum in Hanoi, wo man über die Geschichte Vietnams und insbesondere über den Umgang mit den (vietnamesischen, französischen und amerikanischen) Gefängnisinsassen lernte. Die KZ ähnlichen Verhältnisse schockierten mich. Ich stoppte sogar meinen Audioguide manchmal für einen kurzen Moment, um die Dinge zu verarbeiten.

Anschließend bummelte ich einfach ein wenig herum, auch wenn Hanoi keine Stadt zum laufen ist. Schnell wurde ich unglaublich müde, angestrengt von der Hitze, dem Lärm und den vielen Menschen und Eindrücken, also verbrachte ich den Rest des Nachmittags in unserer Betten Box.

Gegen 21 Uhr kamen Leonie und Pauline zurück, also gingen wir Abendessen und packten unsere Rucksäcke, denn am nächsten Tag reisten wir um 7:30 Uhr weiter nach Ninh Bình. Morgens kauften wir uns schnell ein Banh Mi (vietnamesisches Sandwich, bestehend aus einem kleinen Baguette, belegt mit Gurke, Rührei, Tomate, ggf Fleisch und weiterem Gemüse). Anfangs verlief alles wie gewöhnlich: Wir luden unser Gepäck in den Bus, der uns nach Ninh Binh brachte, hielten an weiteren Unterkünften, wo mehrere Leute dazu stiegen und verließen die Innenstadt. Auf einmal kam die Durchsage „welcome everybody to our one day trip to Ninh Bình”. Mal wieder dachten wir „oh je, wo sind wir denn wieder gelandet“. Wir hatten das Busticket am Vorabend bei einem Touristen Info Center gekauft, dachten aber, es wäre ein gewöhnliches One Way Busticket. Die Dame hatte nichts von einer Tagestour erwähnt. Unsere Verwirrung verschwand schnell, schließlich sind wir daran gewöhnt, dass nichts nach Plan läuft. Irgendwie kommen wir trotzdem immer am Ziel an. Ich nenne es die „schauen wir mal, was wird“- Einstellung. Wir fuhren zwei Stunden bis zu unserem ersten Stopp, einem Tempel. Unser Tourguide meinte, wir könnten ein Ticket kaufen und uns der Gruppe anschließen (die alle bereits ein Ticket hatten), oder eben im Bus warten. Wir kamen natürlich mit, jedoch war der Weg zum Ticketschalter abgesperrt, da am Tempel ein Marathon endete. Am Eingang des Tempels war so viel Trubel, dass wir uns einfach hindurch mogelten. Im inneren war es weniger spannend, auch die Informationen unseres Tourguides gingen an einem Ohr rein und am anderen wieder heraus. Zum Glück verbrachten wir nur eine Stunde dort, danach stiegen wir wieder in den Bus und fuhren zur mua cave. Dort wurden wir mit unseren Rucksäcken abgesetzt und fuhren mit einem Taxi zu unserer Unterkunft. Wir hatten sogar unseren eigenen Bungalow, welcher uns, verglichen mit dem „Box Hotel“, riesig vorkam.

Am Nachmittag mieteten wir uns Roller (120 000 Dong, 4,68€ am Tag) und düsten ein wenig durch die Gegend.


Wir entschlossen uns dazu, eine Bootstour zu machen, welche zwar ein wenig teurer* war (250 000 Dong, 9,72€ pro Person), aber dafür jeden Cent wert. Wir ruderten für 3 Stunden auf einem Fluss zwischen wunderschönen Kalksteinfelsen und sogar durch mehrere Höhlen. Ab und zu hielten wir an kleineren Tempeln, die direkt am Wasser gebaut waren und besichtigten diese. Wir sangen und staunten viel und genossen die Natur.

*10€ ist für europäische Verhältnisse nicht viel, aber für mich viel Geld im Moment.

Am nächsten Tag fuhren wir mit den Rollern zur mua cave und bestiegen den Aussichtspunkt. Es war sehr anstrengend die 500 Stufen hinaufzuklettern, aber wir wurden mit einer super Aussicht belohnt. Zufälligerweise trafen wir beim Verlassen des Geländes unseren Tourguide vom vorherigen Tag, der wahrscheinlich jeden Tag nach Ninh Binh und wieder zurück fährt.


Nach dem Abendessen sahen wir eine Gruppe von Seniorinnen, die am Pier zusammen tanzten, wo wir uns natürlich direkt anschlossen. Sie waren alle trotz ihres Alters sehr fit und tanzten teilweise komplexe Tänze, bei denen wir anfangs Schwierigkeiten hatten mitzuhalten. Trotzdem hat es sehr Spaß gemacht und obwohl sie kein Englisch sprachen, zeigten uns die Omis, dass es sie freute, dass wir mittanzten.

 

An unserem letzten Tag in Ninh Bình regnete es leider ununterbrochen, sodass wir gezwungen waren, den Tag drinnen zu verbringen. Die Pause kam uns jedoch sehr gelegen, da wir ereignisreiche Tage hinter uns hatten. Der Besitzer unserer Unterkunft bot uns an, für insgesamt 150 000 Dong (5,84€) unseren Bungalow halbtags weiterhin benutzen zu dürfen, obwohl die Unterkunft ausgebucht war. Dieses Angebot nahmen wir dankend an und planten grob die kommenden Tage oder dösten herum. Um 18 Uhr machten wir uns auf den Weg in die Stadt, um Proviant für unsere bevorstehende Busfahrt zu kaufen. Wir bestellten Banh Mi‘s mit Erdnussbutter und Banane, bekamen aber leider durch die Sprachbarriere ein Banh Mi mit Erdnussbutter, Banane, Gurke, Karotte, Rührei und Chilisauce. Geschmacklich nicht zu empfehlen, aber lustig war’s.

Die ursprüngliche Abfahrt unseres Schlafbusses nach Hoi An war zwischen 19:30 und 20:30 Uhr, letztendlich kam der Bus um kurz vor 9. Der Besitzer der Unterkunft wurde informiert, sobald der Bus in der Nähe war, also blieb uns in dieser Zeit nichts anderes übrig, als startbereit abzuwarten. Das Einsteigen in Schlafbusse ist immer sehr chaotisch, es wird von allen Seiten herumgebrüllt, jeder will der Erste sein und niemand spricht Englisch. Aber dank der Hilfe des Inhabers, der uns zum Bus brachte, lief dieses Mal alles problemlos ab.

Wir ergatterten drei Betten nebeneinander und obwohl es sehr eng war, waren wir dauerhaft gut drauf. Die 15,5 Stunden Fahrt gingen schneller vorbei als gedacht. Natürlich war es anstrengend, vor allem weil man durch das viele gehupe nicht gut schlafen konnte, aber trotzdem war es irgendwie okay. In einer wachen Stunde analysierte ich das Hup-Verhalten des Busfahrers und kam auf durchschnittlich 14 Mal Hupen pro Minute.

Um 8 Uhr morgens wurden wir vor irgendeiner Werkstatt herausgeschmissen, da wir umsteigen mussten. Wann der nächste Bus kam oder dessen Kennzeichen wurde uns nicht gesagt, also hieß es mal wieder: vertrauen und abwarten. Wie so oft dachten wir: „Wo sind wir denn hier schon wieder gelandet“, aber etwa eine halbe Stunde später kam der nächste Bus, der ziemlich luxuriös war. Er hatte Vorhänge, eine dicke Decke (in den anderen Bussen bekommt man auch eine Decke, aber die ist eher dünn), Steckdosen und sogar eine funktionierende Toilette. Vor dem Einsteigen wurde noch eine in Styropor eingepackte Stoßstange und andere Pakete in den Bus geladen, was uns sehr zum Kichern brachte.

Wir kamen am frühen Nachmittag in Hoi An an.  Da wir müde und faul waren und nicht 20 Minuten mit den Rucksäcken laufen wollten, bestellten wir uns ein Grab-Taxi zu unserer Unterkunft und wurden dort von einer super netten Frau empfangen, die uns die grundlegenden Sehenswürdigkeiten in Hoi An auf einer Karte zeigte. Wir machten eine kurze Dusch- und Ausruhphase bis 14 Uhr und erkundeten anschließend die Altstadt, aber darüber erzähle ich ein anderes Mal mehr. :)

bis dann!

Samstag, 12.11.2022

Hội An

Als wir am 16.11 nachmittags in Hội An ankamen, bummelten wir durch die in gelben Farbtönen und mit Lichterketten und Laternen dekorierte Altstadt, kauften Früchte auf dem Markt und probierten lokale Spezialitäten wie Kokosnuss Kaffee oder Kaffee mit salziger Creme. Zu Abend aßen wir ein wenig außerhalb der Altstadt, da es dort billiger war, aber gönnten uns als Nachtisch einen banana pancake für 40 000 Dong (1,55€). Abends fand ein Laternenfest auf dem Fluss statt, ein super schöner Anblick wie sich die vielen Lichter und Laternen im Wasser spiegelten. Wir kauften Tickets für eine kleine Bootsfahrt (150 000 Dong, 5,81€ für 3 Personen) und wurden für eine halbe Stunde auf dem Fluss herumgefahren. Im Hintergrund spielte (etwas gewöhnungsbedürftige) vietnamesische Musik und zum ersten Mal fühlte ich mich im Land angekommen. Wir schickten in kleinen „Papierlaternen“ Wünsche ins Wasser, sehr kitschig, aber hat Spaß gemacht.

 

Am nächsten Tag machten wir eine private halbtages Tour auf runden Bambusbooten. Gebucht hatten wir die Tour am Tag zuvor, als uns der Bootsfahrer auf dem Fluss an seine Schwester weiterleitete. Wir konnten auf 250 000 Dong (9,73€) pro Person verhandeln, ein unschlagbarer Preis.

Unser „englisch sprachiger“ Tourguide war zwar leider doch nicht so englisch sprachig wie gedacht, von daher habe ich auf der Tour nicht allzuviel über Bambus gelernt, aber er war sehr bemüht tolle Fotos von uns zu machen. Das Familienunternehmen bemühte sich sehr, uns eine perfekte Show und tolle Fotoshootings zu bieten. Uns ist schon oft aufgefallen, dass Vietnamesen vor allem posieren, was edel oder teuer aussieht. Sei es in Sapa vor der Kirche, in Hanoi vor dem Gucci Laden oder in Ho Chi Minh vor ehemaligen amerikanischen Panzern im Kriegsmuseum. In diesem Fall waren es Bambusstäbe. Für uns fühlte es sich ein wenig affig an, vor allem, weil sie das Handy beim Fotografieren falsch herum hielten und somit die Bilder in einem nicht schmeichelhaften Winkel schossen. Sie hatten genaue Vorstellungen, wie wir posieren sollten und bevor diese nicht erreicht wurden, wurde auch nicht aufgehört. In der Situation ein wenig unangenehm aber insgesamt sehr witzig und süß, wie sie sich bemühten.

 

Ich durfte sogar ein Fischernetz werfen (natürlich alles Touristenshow, in dem Fluss leben gar keine Fische ;)) und vergaß beim ersten Versuch, es loszulassen, weswegen ich beinahe ins Wasser fiel. Beim zweiten Mal klappte es schon besser.

Wir wurden durch die Wälder an Bambusstöcken gerudert und bewunderten die Natur.

 

Am Nachmittag flitzen wir zum Strand und kühlten uns ein wenig im Meer ab. Zwar war der Himmel oft bewölkt und es regnete ab und zu, aber warm war es trotzdem. Da die Sonne schon um kurz nach 5 untergeht, hatten wir den ganzen Strand für uns. Wir hörten Musik, tanzen im Sand und tobten in den Wellen.

Nach dem Abendessen gingen wir nochmal in die Altstadt und tranken zum Tagesabschluss ein, zwei Bier, welche sehr günstig waren (50ct). Wir ahnten kaum, welche Abenteuer der nächste Tag mit sich brachte.

Da wir ja den mehrtägigen Ha Giang Loop im kalten Norden übersprangen, wollten wir als Ersatz den Hai Van Pass auf Rollern meistern. Dieser verläuft an der Küste entlang, von Hội An, über Đà Nẵng nach Huế. Laut Google Maps brauchte man 3,5h nach Huế, also war unser Plan, dorthin zu fahren, uns die Stadt anzuschauen und im Anschluss wieder zurück zu fahren. So in der Theorie.

Wir starteten unausgeschlafen, aber munter in den Tag, mieteten nach dem Frühstück drei Roller bei unserer Unterkunft, kauften Snacks und Wasser auf einem Markt in der Nähe und düsten um 9:30 Uhr los.

Leider rutschte mein Helm von meinem Kopf, sobald wir schneller als 60kmh fuhren, egal wie fest ich diesen stellte. Wir mussten ein paar Mal anhalten, um das Problem zu lösen und nach einem kollektiven Durchtauschen, hatte jeder einen Helm, der ihm passte.

Der Weg nach Đà Nẵng war überhaupt kein Problem, mit dem Verkehr kamen wir gut zurecht und die Sonne strahlte uns an. Wir fuhren so gut es ging als feste dreier Einheit, die vorderste Person navigierte. Alles lief super, bis Leonies Handy beim Überfahren von Gleisen aus der Rollerhalterung auf die Straße fiel. Die Hülle löste sich noch im Flug und der Bildschirm splitterte beim Aufprall. Sofort hielten wir an, sammelten die Teile von der Straße und hielten Krisenrat in einer kleinen Kaffeebude am Straßenrand. Wir bestellten eine Cola und begutachteten den Schaden. Leonie konnte die Situation zum Glück mit Humor nehmen, wäre mir das passiert, hätte ich geweint. Durch unsere professionellen Expertenmeinungen, kombiniert mit ein paar Google Artikeln, kamen wir zu dem Entschluss, dass wahrscheinlich nur das Display kaputt war. Das Handy spielte nämlich weiterhin Musik, was man durch die Kopfhörer steuern konnte und die Google Maps Navigation war auch noch intakt.

Wir entschieden uns dazu, weiterzufahren und am nächsten Tag bei dem Handyladen gegenüber unserer Unterkunft nachzufragen.

Im Hinausgehen blieb Pauline versehentlich am Tisch hängen und stieß ihr Glas um. Es fiel auf den Boden und sprang in Scherben. Sehr unangenehm, da wir eh schon herausstachen und die Leute uns beobachteten, aber alle Gäste fingen an sich lauthals zu beschweren, als wir die großen Glasscherben aufsammeln wollten und Besitzerin des Ladens war uns zum Glück nicht böse und wollte absolut kein Geld als Entschädigung annehmen (Nach einigem hin und her drückte ich ihr schnell doch ein wenig Geld in die Hand und wir rannten aus dem Laden, damit sie es uns nicht mehr zurück geben konnte).

Danach ging es weiter über den Hai Van Pass, die kurvigen Straßen waren für uns gar keine Schwierigkeit. Wir erfanden ein Hupsignal, wenn eine von uns an einer Stelle anhalten wollte, um die Aussicht zu genießen.

So fuhren wir für ca. 2 Stunden und als wir den Berg überquert hatten, hielten wir beim erst besten Lokal an, um zu Mittag zu essen. Leider gab es dort nur Seafood (teuer), weswegen wir gezwungen waren, eine wahrscheinlich eher ungewöhnliche Kombination an (billigem) Essen zu bestellen. Durch die Sprachbarriere ist es meistens ein Glücksspiel, was man serviert bekommt, da die Angestellten unsere Wünsche oft nicht verstehen.

Nach dem Mittagessen fuhren wir mehrere Stunden zwischen Reisfeldern, Stieren und kleinen Dörfern. Glücklicherweise schien die Sonne, was zwar zu Sonnenbrand auf Oberschenkeln und Gesicht führte, aber wir genossen das schöne Wetter und hielten nur alle 30 Minuten, um die Route zu planen. Um 17 Uhr waren es noch eine Stunde bis nach Huế und uns wurde klar, dass es sich nicht lohnte, bis in die Stadt zu fahren, da wir noch am selben Tag zurück fahren wollten. Also machten wir ein Picknick am Strand, ruhten uns kurz aus und traten den Rückweg an.

Durch die Abenddämmerung waren unsere Körper übersäht von toten Insekten, aber wir wollten nicht noch mehr Zeit verschwenden. Den Heimweg fuhren wir nicht mehr über den Pass, sondern nahmen die Landstraße, die zur Autobahn überging, ohne dass wir es bemerkten. Die Freude über eine asphaltierte Straße war anfangs zu groß, um etwas Böses zu vermuten. Der Fahrtwind war kühl, aber die Sterne strahlten hell und klar am Himmel. Je länger wir fuhren, desto leerer wurden die Straßen und desto unwohler fühlten wir uns. Ein zunehmendes schlechtes Bauchgefühl begleitete uns, aber niemand wollte anhalten, um es anzusprechen. Wir wollten einfach nur noch nach Hause, das Massengrab an Insekten von unserem Körper abwaschen und ins Bett fallen. Die rechte Hand schmerzte vom dauerhaften Gas geben und der Sonnenbrand machte sich bemerkbar.  Nach 1,5 Stunden Fahrt auf der inzwischen menschenverlassenen Autobahn fuhren wir um eine Kurve und sahen einen hellen Tunnel auf uns zukommen. Plötzlich sprang ein Polizist auf die Straße und winkte uns mit einem Leuchtstab von der Straße. Wohl oder Übel hielten wir an. Er fing an auf vietnamesisch zu reden und auf ein Schild über dem Tunnel zu gestikulieren:

Keine Roller erlaubt. Na klasse. Im ganzen Land wird keine einzige Regel des Straßenverkehrs eingehalten, Ampeln werden ohne zu schauen überfahren, 12 Jährige fahren ihre Geschwister in die Schule und Massen an Waren werden auf Rollern transportiert, aber DIESER EINE Tunnel darf nicht durchfahren werden. Die Polizisten machten Fotos von den Kennzeichen unserer Roller und kontrollierten die Tankanzeigen. Da keiner der 8 Polizisten Englisch sprach, wurde über Google Translate kommuniziert.

Ein Polizist meinte: „We will bring you somewhere, I will drive you” und zeigte uns Bilder von einer matschigen Straße auf seinem Handy. Ähmmm was? Nein, danke. Es war 20:30 Uhr, stockdunkel und wir sind junge Frauen. Ich sah schon die Schlagzeilen vor meinen Augen „drei Europäerinnen nach Rollertour in Vietnam vermisst.“ Wir baten einen Polizisten, die Nummer von unserer Unterkunft zu wählen, aber er weigerte sich anfangs. Mein Handy hatte durch das Navigieren nur noch 10% Akku, aber ich verschickte schnell meinen Standort an Freunde, um Sicher zu gehen. Ich bestand darauf, erst zu telefonieren, bevor wir irgendwo mitgingen, also riefen wir die (englischsprachige) Tochter der netten Dame von unserer Unterkunft an und erklärten ihr die Situation. Anschließend sprach sie mit einem Polizisten, welcher danach das Gespräch beendete. Eine Antwort, was mit uns nun passierte hatten wir immer noch nicht, aber wir fühlten uns ein wenig sicherer. Wir nahmen die gesamte Situation mit Humor und versuchten das Beste daraus zu machen. Ohne kurzes Gruppenfoto und Selfies durfte es natürlich nicht weitergehen:

Im Anschluss fuhr der Mann links auf dem Bild mit meinem Roller voraus (mit mir hinten drauf) und wir wurden für etwa 5 Minuten mit Autoscheinwerfern begleitet, bevor wir in einen matschigen Feldweg abbogen. Ich war froh kutschiert zu werden und diese Zumutung an Straße nicht selbst fahren zu müssen. Beim lautstarken Gequengel und Gemecker von Leonie und Pauline kicherte der Polizist immer wieder amüsiert. An den schwierigsten Stellen stiegen wir ab und er fuhr unsere Roller durch den Matsch, was sehr nett war.

Er war der sympathischste von allen Polizisten und obwohl wir nicht verstanden, was der jeweils andere sagte, leuchtete er mit seiner Taschenlampe oft in die Dunkelheit, um uns Flüsse, Frösche oder Stiere zu zeigen. Nach vielleicht 45 Minuten auf der Horrorstraße hatten wir den Fuß der anderen Seite des Berges erreicht und am Tunnelende markierte sein Kollege mit einem Laserpointer eine Stelle, wo er uns wieder alleine fortschickte. Wir fuhren außer Reichweite der Polizisten und machten eine 2 minütige Verschnaufpause, um auf unser absurdes Erlebnis klarzukommen. Unser Tank war inzwischen ziemlich leer, aber uns blieb nichts anderes übrig, als der Straße zu folgen. In der Dunkelheit fuhren wir manchmal beinahe gegen auf der Straße liegende Stiere oder Straßenhunde. Oft hatten wir kein Netz, weswegen wir nach dem Weg fragten, sobald wir durch kleine Dörfer fuhren und konnten sogar bei einem Straßenstand tanken, der Benzin in Plastikflaschen verkaufte.
Wir erreichten Đà Nẵng nach einer Dreiviertel Stunde und fielen mal wieder über das erstbeste Essenslokal her. Mit der vietnamesischen Speisekarte konnten wir nicht viel anfangen, aber der Besitzer kam uns zur Hilfe, indem er fragte, ob wir Fleisch und Ei aßen. Normalerweise wäre eine vietnamesische Speisekarte kein Problem gewesen, sonst bestellten wir immer Reis und Gemüse, aber das gab es dort nicht. Wir bestätigten seine Fragen und ließen uns mal wieder überraschen, was er uns servierte. Es war Fleisch vom Kuhschenkel, Salat und uns unbekanntes Gemüse. Er fragte, ob er und seine Angestellte sich zu uns setzen dürften, was wir natürlich erlaubten. Mit Google Translate wurden die gröbsten Fragen geklärt, woher wir kamen, wie alt wir waren etc. und sie erklärten uns sogar, wie man das Essen am besten aß (man musste es in verschiedene Sachen einwickeln und in bestimmte Soßen tunken). Leider muss ich zugeben, dass es uns nicht gut schmeckte, aber was muss, das muss. Natürlich durfte auch hier zum Abschluss ein Foto nicht fehlen und wir düsten für weitere 1,5 Stunden Richtung Hội An.

 

Die Straßen und die restlichen Verkehrsmittel waren nass, anscheinend sind wir den Regen um wenige Minuten entkommen, mussten aber langsamer fahren, um keinen Unfall zu riskieren. Um halb 12 erreichten wir unsere Unterkunft in Hội An, wo wir sehr herzlich empfangen wurden, duschten und fielen ins Bett. Was ein Abenteuer!

Am nächsten Tag (19.11) war es leider Zeit Abschied von Hội An zu nehmen, denn mein Visum galt nur noch für ein paar Tage und ich wollte noch unbedingt Ho Chi Minh gesehen haben. Um 16 Uhr wurden wir von einem Minibus abgeholt, der uns zu einem Häuschen brachte. Dort mussten wir eine Stunde lang warten und wurden in den nächsten Minibus gesetzt. Dieser stand komischerweise für eine Weile einfach herum, bis wir schließlich um 18 Uhr eine Busstation erreichten. Dort warteten wir erneut, bis um 18:15 Uhr unser Schlafbus ankam (wir hatten eigentlich den 17 Uhr Schlafbus gekauft, aber es hätte mich auch gewundert, wenn alles geklappt hätte). Während der gesamten Fahrt (20 Stunden) saßen wir drei leider nicht nebeneinander, was aber nicht weiter tragisch war, da es eh am Besten ist, so viel wie möglich zu schlafen, um die Zeit herum zu kriegen. Das Ticket kostete 550 000 Dong (21,61€), was für so langes Reisen echt günstig ist. Man bezahlt jedoch nur für die Leistung und Benzin, nicht für Hygiene. Einer der Busfahrer putzte die Sitze der ausgestiegenen Gäste mit deren Bettdecke, faltete diese wieder zusammen und legte sie zurück auf den Sitz, bereit für den nächsten Gast. Wann die Decken zuletzt gewaschen wurden, will ich gar nicht wissen. Manchmal ist Unwissenheit der bessere Komfort.

Wir kamen einen Tag später am Busbahnhof in Ho Chi Minh an, nahmen ein Taxi zu unserem Hostel und duschten sehr, sehr gründlich. Da Sonntag war und wir Sonntags immer europäisch Essen gingen (Sonntag = Gönntag), gab es abends eine leckere Pizza für jeden.

Zur Metropole Ho Chi Minh kommt ein anderes Mal mehr :)

Dienstag, 08.11.2022

Sapa

Wir kamen um 4:55 Uhr morgens bei weniger angenehmen 7 Grad Celsius in Sapa an. Gerade aus dem Bus ausgestiegen, noch nicht mal die Schuhe angezogen, wurden wir von Leuten umringt. „Taxi Taxi“, „Trekking tomorrow?“, „Scooter Taxi?“, „sit down here, breakfast!“, „ Ma’am you want massage?“ „Taxi Taxi“. So viel Englisch habe ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht von Vietnamesen gehört. Gekonnt ignorierten wir die Angebote und machten uns in der Kälte zu Fuß auf den Weg zu unserer Unterkunft. Konnte ja nicht so schwer sein, laut Google Maps nur 8 Minuten. Kurze Zeit später standen wir vor einer Reihe von Häusern, aber unsere Unterkunft war nirgends zu finden. Die wenigen Leute, die bereits wach waren und ihre Verkaufsstände vorbereiteten, ignorierten uns als wir nach dem Hostel fragten. Letzten Endes liefen wir bis kurz nach Sonnenaufgang suchend herum, bis uns ein kleines, unbeleuchtetes Tor auffiel, dass wir bei Dunkelheit übersehen hatten. Schnell machten wir es uns im Foyer bequem, Check-in war erst um 10 Uhr. Ich fing per Zufall an, die Rezensionen zu lesen und nach zahlreichen Beschwerden über Schimmel, Dreck und Bettwanzen wurde uns klar: hier wollen wir nicht bleiben.

(Normalerweise lesen wir IMMER Rezensionen, aber die Unterkunft hatten wir am Vorabend in Eile gebucht und waren wohl vom kostenlosen Frühstück so geblendet, dass wir es vergessen hatten)

Ohne lange zu zögern buchten wir eine neue Unterkunft, welche zwar ein wenig außerhalb der Stadt lag, aber super Rezensionen hatte. Somit liefen wir für 20 Minuten mit Rucksack und Koffer zu unserem neuen Ziel. Der Mann an der Rezeption sprach leider kein Englisch und musste deswegen seine Tochter aufwecken, die als einzige in der Familie Englisch sprechen konnte, aber wir bekamen zum Glück einen super schnellen Check-in und fielen dann endlich um 7:30 Uhr im unseren wohl verdienten, beheizten Betten und holten ein wenig Schlaf nach.

Am frühen Nachmittag weckte uns der Hunger und wir erkundeten die kleine Stadt. Sapa war wunderschön winterlich geschmückt, mit vielen Lichterketten und ein paar Tannenbäumen, was mir, in Kombination mit der Kälte (14 Grad) ein sehr weihnachtliches Gefühl gab. Zum ersten Mal realisierte ich, dass bereits November ist.

 

Für den nächsten Tag (03.11) hatten wir in unserer Unterkunft eine Trekking Tour gebucht (350 000 Dong, 13,99€) und wurden um 9 Uhr von Lou, unserem Tourguide abgeholt. Sie führte uns zum Rest der Gruppe, die in einem anderen Hostel untergebracht waren und so machten wir uns zu zwölft auf den Weg. Für die nächsten drei Stunden liefen wir die hügeligen Reisfelder hinauf und hinunter und genossen die atemberaubende Aussicht und das tolle Wetter.

Während der gesamten Wanderung begleiteten uns vietnamesische Frauen, welche Schmuck, Stoffe und Souvenirs in Körben auf ihren Rücken dabei hatten. Sie halfen uns oft in „schwierigen“ Situationen, in dem sie uns eine helfende Hand zur Balance anboten. Anfangs dachte ich mir nichts dabei, doch schnell fiel mir auf, wie sich die Frauen jeweils einen Touri heraussuchten und ausschließlich dieser Person halfen. Teilweise war es ein wenig absurd, vor allem als sie anfingen, bei flachen Stellen unsere Hände zur Unterstützung zu nehmen. Kurz vor dem Mittagessen war dann klar wieso: der Verkauf ging los. Man wurde nahezu mit Taschen und Decken überhäuft und das klassische „no, thank you“ wurde nicht akzeptiert. Es fielen Sätze wie „I help you, now you must shopping!“ und nach dauerhaftem Ablehnen wurden sie sichtbar sauer. Ich war ein wenig schockiert, wie schnell das freundliche Miteinander innerhalb von Sekunden vergessen war. Auf der einen Seite verstehe ich, dass das Verkaufen von Souvenirs wahrscheinlich ihre einzige Lebensgrundlage ist und viel Armut und Verzweiflung mit im Spiel ist, aber auf der anderen Seite fühlte es sich an, als wären Höflichkeit, Hilfsbereitschaft und die kurzen Gespräche käuflich. Nisa und ich hatten schon vorher (auch in Thailand) den Eindruck, dass man kein einfaches Gespräch mit den Einheimischen führen kann, ohne dass Geld mit im Spiel ist. Kultureller Austausch kommt nur mit der Absicht, etwas verkaufen zu wollen zustande, was wir schade finden, da wir gerne mehr über die Mentalität der Menschen erfahren würden, ohne danach einen Holzochsen für 12,50€ kaufen zu müssen.

Mit schlechtem Gewissen ging es dann zum Mittagessen in einem kleinen Dorf. Dort liefen Kinder von ca 5 bis 12 Jahren zwischen den Tischen herum und versuchten die gleichen Waren zu verkaufen. Sie streckten uns ihre Armbänder und Taschen unter die Nase und sobald man ihnen antwortete, hatte man einen ganzen Schwarm um sich herum. Am „Besten“ war es also, sie zu ignorieren und keinen Blickkontakt aufzunehmen, was uns schwer fiel, da es sich so respektlos anfühlte.

Unsere Trekkinggruppe bestand aus Engländern, Deutschen und Franzosen (und Nisa als Schwedin). Mein Gehirn lief wegen den ganzen Sprachen auf Hochtouren und obwohl ich schon wieder sehr viel Französisch vergessen habe, konnte ich einige Sachen für die Gruppe übersetzen :)

Nach dem Mittagessen führte uns Lou in das Dorf, in dem sie aufgewachsen ist und erklärte uns viele interessante Sachen über das Leben dort. In den umliegenden Dörfern wohnen verschiedene ethnische Minderheiten, welche alle ihre eigene Sprache sprechen und ihre eigene Kleidung und Kultur haben. Es ist ein sehr einfaches, bäuerliches Leben in Holzhütten mit Wellblechdächern, ähnlich wie ich es mir vor ein paar Hundert Jahren in Deutschland vorgestellt hätte. Die Kinder gehen nicht zur weiterführenden Schule, da diese Geld kostet und sich die meisten Familien dies nicht leisten konnten. Mädchen werden mit 13 Jahren verheiratet und bekommen so lange Kinder, bis sie einen Jungen gebären. Teilweise haben die Frauen durch diesen Zwang bis zu 12 Kinder. Nach der Hochzeit ziehen die jungen Mädchen zur Familie des Jungen und wird dort Hausfrau, aber nur, wenn sie über die nötigen Kenntnisse (Kochen, waschen, nähen etc) verfügt. Auf keinen Fall darf sie faul sein.

Lou zeigte uns verschiedene Teile ihrer Arbeit. Beispielsweise werden jeden Morgen für eine Stunde Körner gemahlen, als Futter für die Tiere. Ich habe auch einmal ausprobiert, die Mühle zu bedienen, habe es aber nur einmal geschafft, das Gerät im vollen Kreis zu drehen, weil es super anstrengend war.

 

Lou erklärte auch viel über Reis. Von der Saht bis zur Ernte dauert es 7 Monate und viel Regenwasser wird zum Wachstum benötigt. Wenn dieses aber unregelmäßig wird oder ausfällt, als Folge von Klimawandel, kommt es zu Missernten und Hungersnöten. Tatsächlich hat die letzte Hungersnot bis Juni angehalten, da im letzten Jahr zu wenig Regen gefallen ist.

Sie führte uns durch das Dorf bis zur Grundschule, wo wir von einem Bus abgeholt und zurück nach Sapa gefahren wurden. Ein sehr sehr schöner, aber auch anstrengender Tag. Die Aussicht über die vielen Reisfelder auf die gegenüberliegenden Berge war wunderschön.

Nisa musste leider aus Vietnam ausreisen, da ihr Visum nur für 15 Tage galt. So trennten sich unsere Wege fürs erste, wir werden uns aber in Malaysia wiedersehen.

 

Inzwischen fühle ich mich zwar ein wenig wohler in Vietnam, die Menschen sind immer noch nicht die herzlichsten, aber immerhin machte ich keine allzu schlechten Erfahrungen mehr. Trotzdem würde ich mich unwohl fühlen, alleine durchs Land zu reisen. Leonie, eine Freundin von mir, ist auch gerade auf Asienreise und zufälligerweise überschneidet sich unsere Zeit in Vietnam für ein paar Wochen. Pauline (eine Freundin) und sie sind eine Woche später als ich in Hanoi gelandet und hatten auch Lust zusammen weiterzureisen, weswegen ich es mir für ein paar Tage in Sapa gemütlich machte und auf die beiden wartete.

Ich überlegte, den naheliegenden Fansipan, den höchste Berg Vietnams zu besichtigen, aber mir waren die Gondeltickets zu teuer (30€), weswegen ich zwei Tage im Bett, in Cafés oder Restaurants verbrachte und die Aussicht genoss. Das Wetter war blöderweise oft bewölkt, wodurch es, zusammen mit dem Wind, eisig kalt wurde und ich mich erkältete. Auf Temperaturen unter 10 Grad Celsius hatte ich mich vor 4 Monaten beim Packen nicht vorbereitet, aber dann wurde eben improvisiert und das gemacht, was die Deutschen am besten können: der Zwiebel-Look, also mehrere Kleidungsschichten übereinander.




Leonie und Pauline erreichten Sapa am 08.11 und wir wurden sofort ein lustiges Trio. Auch wenn die Kommunikation bei Nisa und mir überhaupt kein Problem war, tat es richtig gut, mal wieder deutsch sprechen zu können.

Wir verbrachten drei weitere abenteuerliche Tage  in Sapa, liehen uns Roller, erkundeten die umliegenden Wasserfälle und gingen auf eine Trekking Tour. (Ich kannte diese zwar schon, aber es machte jedes Mal so viel Spaß, dass ich es jederzeit noch öfter machen würde)

 

 

Ursprünglich hatten wir vor, als nächstes den Ha Giang Loop zu machen. Das ist eine 3 bis 5 tägige Rollertour durch den Norden Vietnams, teilweise an der Grenze zu China. Jedoch machten uns kalten Temperaturen sehr zu schaffen, denn ohne Sonne wollten wir kaum das Haus verlassen. Also entschlossen wir uns dazu, den Ha Giang Loop auszulassen und den Norden zu verlassen. Inzwischen (11.11) sitzen wir im Nachtbus nach Hanoi, werden dort einen Tag verbringen und dann nach Ninh Binh, eine wunderschöne Region in Zentralvietnam weiterreisen.

Der Norden hat mir (bei Sonnenschein) super gefallen und ich bin froh, Vietnam nach dem fragwürdigen Start noch eine Chance gegeben zu haben.

Freitag, 04.11.2022

Schwieriger Start in Vietnam 🇻🇳

In einem neuen Land anzukommen und sich an die neue Kultur zu gewöhnen ist immer anstrengend, aber dieses Mal war es eine besonders große Hürde.

Keine zwei Stunden nach Ankunft in Vietnam erfuhr ich einen „körperlichen Übergriff“, während ich vor meiner Unterkunft in Hanoi wartete. Es ist nichts allzu schlimmes passiert, ich konnte mich angemessen Verteidigen, aber es machte natürlich keinen guten ersten Eindruck.

Hanoi ist wie jede andere Stadt laut, eng und stickig, es wird gedrängelt und geschubst, aber der Verkehr und das Hupen war besonders anstrengend. Im folgenden Situationen wird gehupt:

  • Beim Abbiegen an einer Kreuzung
  • Beim Geradeausfahren an einer Kreuzung
  • Beim Überholen
  • Beim überholt werden
  • Zur Warnung
  • Zur Begrüßung
  • Zum Drängeln
  • Beim Entgegenkommen
  • Vor Kurven
  • Nach Kurven
  • wenn man in entgegengesetzter Richtung in die Einbahnstraße fährt 

Ampeln und Verkehrsschilder sind nur zur Dekoration aufgestellt, in der gesamten Zeit in Hanoi bin ich insgesamt über drei grüne Ampeln gefahren. Wenn keine Polizei in Sicht ist, wird an Kreuzungen oder Ampeln eventuell die Geschwindigkeit kurz verringert, aber nicht angehalten. Auch wenn der Querverkehr gerade fährt.

Es gibt ein kompliziertes System von Bussen, aber das haben Nisa und ich uns gar nicht getraut auszuprobieren. Wenn wir irgendwohin wollten,  haben wir uns mit der App „Grab“ mit dem Rollertaxi kutschieren lassen. Zu Fuß irgendwo hinlaufen ist durch den Verkehr deutlich gefährlicher als gefahren zu werden, da der Bürgersteig (falls vorhanden) als Rollerparkplatz oder Restaurant genutzt wird. Insgesamt gibt es in Hanoi pro Familie mindestens zwei Roller, also zwischen 5 und 6 Millionen. Wenn man die Straße überqueren will, gelten folgende Regeln: Wenn man einmal losgelaufen ist, darf man

  • nicht stehen bleiben
  • nicht umdrehen
  • nicht schneller werden
  • nicht langsamer werden

Also Augen zu und durch, am Besten beten, nicht angefahren zu werden. Ich habe auf dem Roller oder beim Überqueren der Straße öfters mit dem Leben abgeschlossen und dachte „jetzt isses vorbei, jetzt werden wir angefahren“, aber tatsächlich ist das nur ein einziges Mal passiert (auch hier: nichts tragisches passiert, aber trotzdem ein kleiner Schock).

Die Menschen in Hanoi starrten noch mehr als die Leute in Thailand, vor allem auf unsere Füße. Erklären kann ich es nur so, dass Schuhe vielleicht ein Symbol von Wohlstand sind und die Leute überrascht sind, wenn wir mit abgetragenen Schlappen herumlaufen.

Wir besichtigten ein paar Sehenswürdigkeiten Hanois, waren aber nach kurzer Zeit von der städtischen Atmosphäre so ausgelaugt, dass wir viel Zeit in der Unterkunft verbrachten. An viele Sachen wie die neue Währung oder die noch größere Sprachbarriere mussten wir uns noch gewöhnen. Auch das Essen und Essengehen ist anders. Oft gibt es kleine Plastikhocker auf dem Bürgersteig, ungeschützt von den Abgasen und dem Lärm des Verkehrs, auf denen man sich einfach niederlässt. Eine Speisekarte gab es auch nicht immer, geschweige denn auf Englisch. Zum Bestellen zeigten wir einfach auf Gerichte, die andere Menschen bereits aßen.


Allzuviele Bilder von Hanoi habe ich nicht, da wir davor gewarnt wurden, unsere Handys auf der Straße herauszuholen, da diese einem gerne im Vorbeifahren aus der Hand gerissen werden.


Nach einigen weniger herzlichen Menschenkontakten und nach Nisas nicht erfolgreichen Versuch, ihr Visum in Vietnam zu verlängern, ließen wir Hanoi endlich hinter uns und machten uns auf den Weg in den Norden. Zuvor schauten wir aber noch bei der berühmten Halong Bucht (ein unesco Weltkulturerbe) vorbei. Um 8 Uhr wurden wir mit einem Tourbus vor der Unterkunft abgeholt, meinen Rucksack und Nisas Koffer durften wir im Stauraum lassen. Wir fuhren 3 Stunden zur Halong Bucht und unser Tourguide Henry klärte uns derzeit über die Geschichte der Bucht auf. Vor vielen Jahren soll dort nämlich ein Drache (eins der heiligen Tieren Vietnams) in den hohen Kalksteinfelsen gewohnt und das Land beschützt haben. Am Pier angekommen ging es runter vom Bus, rauf aufs Schiff, wo ein leckeres Mittagessen auf uns wartete. Dort lernten wir eine nette Familie aus Australien und eine solo reisende aus England kennen. Den ganzen Tag über hielten wir an verschiedenen Orten wie Höhlen oder Inseln und hatten dort immer Zeit für zahlreiche Aktivitäten.

 

 

Am Ende des Ausflugs genossen wir noch einen wunderschönen Sonnenuntergang und anschließend ging es mit dem Bus zurück nach Hanoi. Insgesamt ein schöner Trip, aber meiner Meinung nach überteuert* und nichts, was wir in Thailand nicht auch schon gesehen hätten.

* 70€ für einen Tag, es gibt auch die Möglichkeit auf den Schiffen für bis zu 3 Tagen zu übernachten, aber das kostet 300€ aufwärts.

 

In Hanoi hatten Nisa und ich dann eine halbe Stunde Zeit zu Abend zu essen, anschließend ging es um 22 Uhr mit dem „premium Nachtbus“ nach Sapa, in den Norden Vietnams. Der Bus kostete uns 350 000 vietnamesische Dong (14€) pro Person. Wir teilten uns eine Kajüte, die zwar für uns Europäer viel zu eng, aber dafür hygienisch okay war. Außerdem gab es durch Vorhänge ein wenig Privatsphäre. Ich habe viele Horrorgeschichten von normalen Nachtbussen gehört, weswegen ich froh war, ein wenig mehr Komfort genießen zu können. Vor dem Einsteigen in den Bus zieht man seine Schuhe aus, um keinen Dreck hineinzutragen. Es gab während den 7 Stunden Fahrt eine 15 minütige Pinkelpause, bei der man von der Raststätte Badeschlappen zur Verfügung gestellt bekommen hat. Das Konzept von Nachtbussen finde ich in Theorie schlau, da man für eine Nacht Übernachtungskosten spart und nach dem Ankommen direkt aktiv sein KÖNNTE, aber in Realität macht es leider den Schlafrhythmus kaputt und ist unbequem.

Ich möchte Vietnam nicht zu negativ beschreiben, aber ich hatte hohe Erwartungen und wurde (bisher) enttäuscht. In der ersten Woche fühlte ich mich sehr sehr unwohl und unwillkommen, die Leute sind abweisend kalt und unhöflich und durch die große Sprachbarriere fällt es schwer, positive Interaktion zu sammeln.