Montag, 14.11.2022

Ninh Bình

Am 11. November kamen wir abends, nach ca 7 Stunden im Schlafbus, in Hanoi an und liefen zu unserer Unterkunft, die in der belebten Innenstadt lag. Das „Box Hotel“ machte seinem Namen alle Ehre, denn unser Zimmer bestand nur aus Bett. Die zwei Quadratmeter waren zwar eng für drei Leute, aber für zwei Nächte machbar.

Am nächsten Tag machten Leonie und Pauline eine Tagestour zur Halong Bucht. Da ich diese bereits gesehen habe und mir das Geld sparen wollte, verbrachte ich meine Zeit anderweitig. Ich besichtigte das Gefängnismuseum in Hanoi, wo man über die Geschichte Vietnams und insbesondere über den Umgang mit den (vietnamesischen, französischen und amerikanischen) Gefängnisinsassen lernte. Die KZ ähnlichen Verhältnisse schockierten mich. Ich stoppte sogar meinen Audioguide manchmal für einen kurzen Moment, um die Dinge zu verarbeiten.

Anschließend bummelte ich einfach ein wenig herum, auch wenn Hanoi keine Stadt zum laufen ist. Schnell wurde ich unglaublich müde, angestrengt von der Hitze, dem Lärm und den vielen Menschen und Eindrücken, also verbrachte ich den Rest des Nachmittags in unserer Betten Box.

Gegen 21 Uhr kamen Leonie und Pauline zurück, also gingen wir Abendessen und packten unsere Rucksäcke, denn am nächsten Tag reisten wir um 7:30 Uhr weiter nach Ninh Bình. Morgens kauften wir uns schnell ein Banh Mi (vietnamesisches Sandwich, bestehend aus einem kleinen Baguette, belegt mit Gurke, Rührei, Tomate, ggf Fleisch und weiterem Gemüse). Anfangs verlief alles wie gewöhnlich: Wir luden unser Gepäck in den Bus, der uns nach Ninh Binh brachte, hielten an weiteren Unterkünften, wo mehrere Leute dazu stiegen und verließen die Innenstadt. Auf einmal kam die Durchsage „welcome everybody to our one day trip to Ninh Bình”. Mal wieder dachten wir „oh je, wo sind wir denn wieder gelandet“. Wir hatten das Busticket am Vorabend bei einem Touristen Info Center gekauft, dachten aber, es wäre ein gewöhnliches One Way Busticket. Die Dame hatte nichts von einer Tagestour erwähnt. Unsere Verwirrung verschwand schnell, schließlich sind wir daran gewöhnt, dass nichts nach Plan läuft. Irgendwie kommen wir trotzdem immer am Ziel an. Ich nenne es die „schauen wir mal, was wird“- Einstellung. Wir fuhren zwei Stunden bis zu unserem ersten Stopp, einem Tempel. Unser Tourguide meinte, wir könnten ein Ticket kaufen und uns der Gruppe anschließen (die alle bereits ein Ticket hatten), oder eben im Bus warten. Wir kamen natürlich mit, jedoch war der Weg zum Ticketschalter abgesperrt, da am Tempel ein Marathon endete. Am Eingang des Tempels war so viel Trubel, dass wir uns einfach hindurch mogelten. Im inneren war es weniger spannend, auch die Informationen unseres Tourguides gingen an einem Ohr rein und am anderen wieder heraus. Zum Glück verbrachten wir nur eine Stunde dort, danach stiegen wir wieder in den Bus und fuhren zur mua cave. Dort wurden wir mit unseren Rucksäcken abgesetzt und fuhren mit einem Taxi zu unserer Unterkunft. Wir hatten sogar unseren eigenen Bungalow, welcher uns, verglichen mit dem „Box Hotel“, riesig vorkam.

Am Nachmittag mieteten wir uns Roller (120 000 Dong, 4,68€ am Tag) und düsten ein wenig durch die Gegend.


Wir entschlossen uns dazu, eine Bootstour zu machen, welche zwar ein wenig teurer* war (250 000 Dong, 9,72€ pro Person), aber dafür jeden Cent wert. Wir ruderten für 3 Stunden auf einem Fluss zwischen wunderschönen Kalksteinfelsen und sogar durch mehrere Höhlen. Ab und zu hielten wir an kleineren Tempeln, die direkt am Wasser gebaut waren und besichtigten diese. Wir sangen und staunten viel und genossen die Natur.

*10€ ist für europäische Verhältnisse nicht viel, aber für mich viel Geld im Moment.

Am nächsten Tag fuhren wir mit den Rollern zur mua cave und bestiegen den Aussichtspunkt. Es war sehr anstrengend die 500 Stufen hinaufzuklettern, aber wir wurden mit einer super Aussicht belohnt. Zufälligerweise trafen wir beim Verlassen des Geländes unseren Tourguide vom vorherigen Tag, der wahrscheinlich jeden Tag nach Ninh Binh und wieder zurück fährt.


Nach dem Abendessen sahen wir eine Gruppe von Seniorinnen, die am Pier zusammen tanzten, wo wir uns natürlich direkt anschlossen. Sie waren alle trotz ihres Alters sehr fit und tanzten teilweise komplexe Tänze, bei denen wir anfangs Schwierigkeiten hatten mitzuhalten. Trotzdem hat es sehr Spaß gemacht und obwohl sie kein Englisch sprachen, zeigten uns die Omis, dass es sie freute, dass wir mittanzten.

 

An unserem letzten Tag in Ninh Bình regnete es leider ununterbrochen, sodass wir gezwungen waren, den Tag drinnen zu verbringen. Die Pause kam uns jedoch sehr gelegen, da wir ereignisreiche Tage hinter uns hatten. Der Besitzer unserer Unterkunft bot uns an, für insgesamt 150 000 Dong (5,84€) unseren Bungalow halbtags weiterhin benutzen zu dürfen, obwohl die Unterkunft ausgebucht war. Dieses Angebot nahmen wir dankend an und planten grob die kommenden Tage oder dösten herum. Um 18 Uhr machten wir uns auf den Weg in die Stadt, um Proviant für unsere bevorstehende Busfahrt zu kaufen. Wir bestellten Banh Mi‘s mit Erdnussbutter und Banane, bekamen aber leider durch die Sprachbarriere ein Banh Mi mit Erdnussbutter, Banane, Gurke, Karotte, Rührei und Chilisauce. Geschmacklich nicht zu empfehlen, aber lustig war’s.

Die ursprüngliche Abfahrt unseres Schlafbusses nach Hoi An war zwischen 19:30 und 20:30 Uhr, letztendlich kam der Bus um kurz vor 9. Der Besitzer der Unterkunft wurde informiert, sobald der Bus in der Nähe war, also blieb uns in dieser Zeit nichts anderes übrig, als startbereit abzuwarten. Das Einsteigen in Schlafbusse ist immer sehr chaotisch, es wird von allen Seiten herumgebrüllt, jeder will der Erste sein und niemand spricht Englisch. Aber dank der Hilfe des Inhabers, der uns zum Bus brachte, lief dieses Mal alles problemlos ab.

Wir ergatterten drei Betten nebeneinander und obwohl es sehr eng war, waren wir dauerhaft gut drauf. Die 15,5 Stunden Fahrt gingen schneller vorbei als gedacht. Natürlich war es anstrengend, vor allem weil man durch das viele gehupe nicht gut schlafen konnte, aber trotzdem war es irgendwie okay. In einer wachen Stunde analysierte ich das Hup-Verhalten des Busfahrers und kam auf durchschnittlich 14 Mal Hupen pro Minute.

Um 8 Uhr morgens wurden wir vor irgendeiner Werkstatt herausgeschmissen, da wir umsteigen mussten. Wann der nächste Bus kam oder dessen Kennzeichen wurde uns nicht gesagt, also hieß es mal wieder: vertrauen und abwarten. Wie so oft dachten wir: „Wo sind wir denn hier schon wieder gelandet“, aber etwa eine halbe Stunde später kam der nächste Bus, der ziemlich luxuriös war. Er hatte Vorhänge, eine dicke Decke (in den anderen Bussen bekommt man auch eine Decke, aber die ist eher dünn), Steckdosen und sogar eine funktionierende Toilette. Vor dem Einsteigen wurde noch eine in Styropor eingepackte Stoßstange und andere Pakete in den Bus geladen, was uns sehr zum Kichern brachte.

Wir kamen am frühen Nachmittag in Hoi An an.  Da wir müde und faul waren und nicht 20 Minuten mit den Rucksäcken laufen wollten, bestellten wir uns ein Grab-Taxi zu unserer Unterkunft und wurden dort von einer super netten Frau empfangen, die uns die grundlegenden Sehenswürdigkeiten in Hoi An auf einer Karte zeigte. Wir machten eine kurze Dusch- und Ausruhphase bis 14 Uhr und erkundeten anschließend die Altstadt, aber darüber erzähle ich ein anderes Mal mehr. :)

bis dann!