Freitag, 04.11.2022

Schwieriger Start in Vietnam 🇻🇳

In einem neuen Land anzukommen und sich an die neue Kultur zu gewöhnen ist immer anstrengend, aber dieses Mal war es eine besonders große Hürde.

Keine zwei Stunden nach Ankunft in Vietnam erfuhr ich einen „körperlichen Übergriff“, während ich vor meiner Unterkunft in Hanoi wartete. Es ist nichts allzu schlimmes passiert, ich konnte mich angemessen Verteidigen, aber es machte natürlich keinen guten ersten Eindruck.

Hanoi ist wie jede andere Stadt laut, eng und stickig, es wird gedrängelt und geschubst, aber der Verkehr und das Hupen war besonders anstrengend. Im folgenden Situationen wird gehupt:

  • Beim Abbiegen an einer Kreuzung
  • Beim Geradeausfahren an einer Kreuzung
  • Beim Überholen
  • Beim überholt werden
  • Zur Warnung
  • Zur Begrüßung
  • Zum Drängeln
  • Beim Entgegenkommen
  • Vor Kurven
  • Nach Kurven
  • wenn man in entgegengesetzter Richtung in die Einbahnstraße fährt 

Ampeln und Verkehrsschilder sind nur zur Dekoration aufgestellt, in der gesamten Zeit in Hanoi bin ich insgesamt über drei grüne Ampeln gefahren. Wenn keine Polizei in Sicht ist, wird an Kreuzungen oder Ampeln eventuell die Geschwindigkeit kurz verringert, aber nicht angehalten. Auch wenn der Querverkehr gerade fährt.

Es gibt ein kompliziertes System von Bussen, aber das haben Nisa und ich uns gar nicht getraut auszuprobieren. Wenn wir irgendwohin wollten,  haben wir uns mit der App „Grab“ mit dem Rollertaxi kutschieren lassen. Zu Fuß irgendwo hinlaufen ist durch den Verkehr deutlich gefährlicher als gefahren zu werden, da der Bürgersteig (falls vorhanden) als Rollerparkplatz oder Restaurant genutzt wird. Insgesamt gibt es in Hanoi pro Familie mindestens zwei Roller, also zwischen 5 und 6 Millionen. Wenn man die Straße überqueren will, gelten folgende Regeln: Wenn man einmal losgelaufen ist, darf man

  • nicht stehen bleiben
  • nicht umdrehen
  • nicht schneller werden
  • nicht langsamer werden

Also Augen zu und durch, am Besten beten, nicht angefahren zu werden. Ich habe auf dem Roller oder beim Überqueren der Straße öfters mit dem Leben abgeschlossen und dachte „jetzt isses vorbei, jetzt werden wir angefahren“, aber tatsächlich ist das nur ein einziges Mal passiert (auch hier: nichts tragisches passiert, aber trotzdem ein kleiner Schock).

Die Menschen in Hanoi starrten noch mehr als die Leute in Thailand, vor allem auf unsere Füße. Erklären kann ich es nur so, dass Schuhe vielleicht ein Symbol von Wohlstand sind und die Leute überrascht sind, wenn wir mit abgetragenen Schlappen herumlaufen.

Wir besichtigten ein paar Sehenswürdigkeiten Hanois, waren aber nach kurzer Zeit von der städtischen Atmosphäre so ausgelaugt, dass wir viel Zeit in der Unterkunft verbrachten. An viele Sachen wie die neue Währung oder die noch größere Sprachbarriere mussten wir uns noch gewöhnen. Auch das Essen und Essengehen ist anders. Oft gibt es kleine Plastikhocker auf dem Bürgersteig, ungeschützt von den Abgasen und dem Lärm des Verkehrs, auf denen man sich einfach niederlässt. Eine Speisekarte gab es auch nicht immer, geschweige denn auf Englisch. Zum Bestellen zeigten wir einfach auf Gerichte, die andere Menschen bereits aßen.


Allzuviele Bilder von Hanoi habe ich nicht, da wir davor gewarnt wurden, unsere Handys auf der Straße herauszuholen, da diese einem gerne im Vorbeifahren aus der Hand gerissen werden.


Nach einigen weniger herzlichen Menschenkontakten und nach Nisas nicht erfolgreichen Versuch, ihr Visum in Vietnam zu verlängern, ließen wir Hanoi endlich hinter uns und machten uns auf den Weg in den Norden. Zuvor schauten wir aber noch bei der berühmten Halong Bucht (ein unesco Weltkulturerbe) vorbei. Um 8 Uhr wurden wir mit einem Tourbus vor der Unterkunft abgeholt, meinen Rucksack und Nisas Koffer durften wir im Stauraum lassen. Wir fuhren 3 Stunden zur Halong Bucht und unser Tourguide Henry klärte uns derzeit über die Geschichte der Bucht auf. Vor vielen Jahren soll dort nämlich ein Drache (eins der heiligen Tieren Vietnams) in den hohen Kalksteinfelsen gewohnt und das Land beschützt haben. Am Pier angekommen ging es runter vom Bus, rauf aufs Schiff, wo ein leckeres Mittagessen auf uns wartete. Dort lernten wir eine nette Familie aus Australien und eine solo reisende aus England kennen. Den ganzen Tag über hielten wir an verschiedenen Orten wie Höhlen oder Inseln und hatten dort immer Zeit für zahlreiche Aktivitäten.

 

 

Am Ende des Ausflugs genossen wir noch einen wunderschönen Sonnenuntergang und anschließend ging es mit dem Bus zurück nach Hanoi. Insgesamt ein schöner Trip, aber meiner Meinung nach überteuert* und nichts, was wir in Thailand nicht auch schon gesehen hätten.

* 70€ für einen Tag, es gibt auch die Möglichkeit auf den Schiffen für bis zu 3 Tagen zu übernachten, aber das kostet 300€ aufwärts.

 

In Hanoi hatten Nisa und ich dann eine halbe Stunde Zeit zu Abend zu essen, anschließend ging es um 22 Uhr mit dem „premium Nachtbus“ nach Sapa, in den Norden Vietnams. Der Bus kostete uns 350 000 vietnamesische Dong (14€) pro Person. Wir teilten uns eine Kajüte, die zwar für uns Europäer viel zu eng, aber dafür hygienisch okay war. Außerdem gab es durch Vorhänge ein wenig Privatsphäre. Ich habe viele Horrorgeschichten von normalen Nachtbussen gehört, weswegen ich froh war, ein wenig mehr Komfort genießen zu können. Vor dem Einsteigen in den Bus zieht man seine Schuhe aus, um keinen Dreck hineinzutragen. Es gab während den 7 Stunden Fahrt eine 15 minütige Pinkelpause, bei der man von der Raststätte Badeschlappen zur Verfügung gestellt bekommen hat. Das Konzept von Nachtbussen finde ich in Theorie schlau, da man für eine Nacht Übernachtungskosten spart und nach dem Ankommen direkt aktiv sein KÖNNTE, aber in Realität macht es leider den Schlafrhythmus kaputt und ist unbequem.

Ich möchte Vietnam nicht zu negativ beschreiben, aber ich hatte hohe Erwartungen und wurde (bisher) enttäuscht. In der ersten Woche fühlte ich mich sehr sehr unwohl und unwillkommen, die Leute sind abweisend kalt und unhöflich und durch die große Sprachbarriere fällt es schwer, positive Interaktion zu sammeln.