Mittwoch, 07.09.2022

Wanderschu auf Wanderschaft im Dschungel

Am Mittwochmorgen (07.09) um 9 Uhr wurden Nisa und ich vor unserer Unterkunft von einem roten, für Chiang Mai typischen Transporter abgeholt. Wir durften unsere Rucksäcke und Koffer in der Unterkunft lassen und hatten nur einen kleinen Rucksack für die 2-tägige Tour dabei. Wir hielten an zwei weiteren Hostels, bei denen die anderen Mitglieder unseres kurzen Abenteuers zustiegen. Unsere Gruppe bestand aus Nisa🇸🇪, mir🇩🇪 und 4 Männern zwischen 22 und 26 Jahren 🇳🇱🇳🇱🇳🇴🏴󠁧󠁢󠁥󠁮󠁧󠁿. Wir fuhren 2 Stunden in den Dschungel und wurden dort von unserem Tourguide Eddie empfangen. Er ist einer der verrücktesten Personen, die ich jemals kennengelernt habe. Bevor es losging holte er zwei seltsam aussehende Joints aus seiner Tasche und fragte, ob jemand mit ihm rauchen wolle. Auf die Frage des Engländers, was denn im Joint ist, lachte er nur und meinte „find out, find out“. Cannabis ist legal in Thailand, es wird an jeder Straßenecke verkauft, aber was auch immer in diesem Joint war, Cannabis war es sicher nicht.

Kurz darauf liefen wir los, steile Hügel hinauf und hinunter. Durch die Regenzeit war der Weg vollkommen verschlammt. Im Internet wird sogar empfohlen billige neue Schuhe für solche Trips zu kaufen, da man seine eigenen Schuhe danach oft wegwerfen kann. Alles für Eddie kein Problem, dieser war nämlich in abgetragenen Flipflops unterwegs. Nach ungefähr 15 Minuten gab ich damit auf zu schauen wo ich hinlief, die Schuhe waren eh schlammig. Eddie verließ einige Male den schmalen Pfad, jedes Mal kam er mit einer neuen Überraschung aus dem Dickicht zurück. Er zeigte uns Käfer, Spinnen, Ameisen, Skorpione und schnitt mit seiner Machete (die er IMMER bei sich trug) sogar jedem von uns einen Wanderstab aus Bambus, der sich als sehr hilfreich herausstellte. Nicht nur zum balancieren im matschigen Dschungel, sondern auch zum Weg von Pflanzen freihalten (oder laut Eddie auch zum Verteidigen gegen Tiere, falls nötig) sehr praktisch. Während einer kurzen Wasserpause verschwand er mal wieder (ehrlich gesagt haben wir manchmal gezweifelt, ob er wiederkommt) und kam mit einem großen, weißen Pilz in der Hand zurück. „If you eat this mushroom, you fly high like a butterfly“. Da keiner der Gruppe probieren wollte, fing Eddie einen Käfer (wie im Bild), setzte ihn zusammen mit einem Stück des Pilzes in eine Plastikflasche und steckte allesamt in seinen Rucksack. „I show you later“.

He did not show us later, auch auf Nachfrage nicht. Bis heute wissen wir nicht, was mit dem Käfer oder dem Rest des Pilzes passiert ist.



Eddi hat mir aufgrund meines Schmetterlingtattoos den Namen „butterfly girl“ verpasst und diesen bin ich den ganzen Trip auch nicht mehr losgeworden.

 

2 Stunden lang liefen wir durch den Dschungel, immer wachsam wohin man tritt, nicht nur aus Rutschgefahr, sondern auch wegen Schlangen oder Skorpionen. Unsere Tshirts waren nach 30 Minuten durchgeschwitzt, aber schließlich sind wir bei einem Wasserfall angekommen, in dem wir uns abkühlen konnten. Eddie zauberte noch warmen, in Palmenblätter gefüllten Reis aus seinem Rucksack und sogar Wassermelone und Ananas hab es zum Nachtisch.

Am Wasserfall durften wir uns 2 Stunden abkühlen, danach wanderten wir für 3 Stunden zur long neck Karen-village, wo wir unsere Nacht verbrachten. Ich möchte gar nicht lügen, der steile Weg zwischen den Reisfeldern war SUPER ANSTRENGEND, aber auch wunderschön. Eddies verrückte Art erleichterte den Aufstieg ein wenig. Oft hüpfte er voraus, schwang die Arme hoch und herunter und rief „butterfly, butterfly“. Später erzählten mir die Holländer, dass Eddie Opium vor der Reise konsumiert hatte, in Kombination mit seinem Teufelsjoint war er wahrscheinlich in einer ganz anderen Welt.


Um 17 Uhr kamen wir in der Karen-Village an, die bekannt für den Halsschmuck der einheimischen Frauen ist. Nach einer kurzen Dusche ( =ein Gummischlauch in einer Wellblechhütte, das Wasser kommt direkt aus den Bergen) gab es auch schon Abendessen, welches eine einheimische Familie für uns kochte.

Danach wurde Karten gespielt und sich unterhalten, bis um 21 Uhr bereits alle ins Bett fielen.

In der Nacht war es kalt (9 Grad Celsius) und laut (aufgrund der Dschungeltiere) und am nächsten Tag wurden wir um 7 Uhr von der in die Hütte scheinenden Sonne geweckt.

Es gab Frühstück

und kurz danach liefen wir schon wieder durch den Dschungel, dieses Mal zum Glück größtenteils Berg ab. Leider hatte es in der Nacht geregnet, was das ganze zu einer rutschigen Angelegenheit verzauberte, aber unsere (im Preis inklusive) Travel insurance, über die wir jedes Mal scherzten, wenn jemand ausrutschte, ließ uns ein wenig wohler fühlen.

Wir stellten Eddi viele Fragen über das Leben und die Natur im Dschungel und auf die Frage, ob es gefährlich sei hier zu leben antwortete er „No“ mit einem Blick zu seiner Machete, die er kein einziges Mal abgelegt hatte. In der Nacht seien nur die Wölfe gefährlich, aber die sind auch kein Problem, da man immer ein Gewehr dabei hat, wenn man nach 21 Uhr im Dschungel ist. Außerdem sei der Dschungel in Malaysia viel riskanter, da dort nicht die Tiere, sondern Menschen die Gefahr sind. Soldaten bekommen und befolgen die Anweisung, die kleinen Dörfer mitsamt Menschen niederzubrennen. Bei diesem Thema wirkte Eddi ungewohnt bedrückt, wir kannten ihn nur ein einer dauerhaft überschwänglich euphorischen Stimmung, aber es schien ihm wohl ernst zu sein. Doch auf einmal war er mal wieder im Gebüsch verschwunden und kam mit einem großem Blatt voller Ameisen zurück. Wer will, durfte diese probieren (Ich habe mich nicht getraut, aber mir wurde gesagt sie schmecken sauer).

 

Nach 3 Stunden kamen wir an ein Elefanten Gehege, bei dem wir die Elefanten zuerst füttern, anschließend mit Matsch beschmieren und dann im Fluss wieder abwaschen durften. Klingt erstmal nach einer Touri-Attraktion, bei denen die Tiere gequält werden, aber das, was ich beobachten konnte, sah nach freiwilliger Mitarbeit der Elefanten aus. Die Pfleger erklärten uns, dass es für sie wie eine Massage sei, mit Matsch eingerieben zu werden. Es hat sich ein wenig gemein angefühlt, ein so großes Tier mit Schlamm einzudecken, aber durch beispielsweise heftiges Ohren-Wackeln oder Tröten, wenn man damit aufhört, haben uns die Tiere hoffentlich sagen wollen, dass sie es mochten.



Ich habe sehr viel Respekt vor Elefanten (gewonnen), für mich sind es majestätische Tiere, vor denen ich aber lieber einen Sicherheitsabstand halte.

Danach ging es zum letzten Programmpunkt: das Bamboo rafting. Auf einem ca 4 Meter langem Floß aus wenigen Bambusstäben sind wir für eine Stunde lang einen Fluss herunter gefahren. Ohne Helm oder Schwimmweste, die ich mir an manchen Stellen gewünscht hätte, aber wir waren ja von einer Travel insurance abgedeckt 😉.

Somit ist unser kurzes Abenteuer geendet, ich würde es definitiv zu den Highlights meiner bisherigen Reise zählen und auch jedem Empfehlen der die Möglichkeit dazu hat. Alleine durch die vielen, grünen Reisfelder zu laufen hat mir sehr viel Spaß gemacht und ich würde es auch jederzeit wieder tun.